Meine erste Begegnung mit Hundertwasserbildern hatte ich in den frühen 70-iger Jahren in einer kleinen Galerie in Paris. Diese Hundertwasserbilder beeindruckten mich durch ihre kräftige Farbgebung und ihren starken Kontrast zum schwarzen Hintergrund.
Einige Jahre später wurde ich auf die Fenstergestaltung in Hundertwasserhäusern aufmerksam. Hundertwasser postulierte das Fensterrecht! Jedes Fenster wurde auf eine individuelle Art bemalt, bunt umrahmt und mit einem einfachen Mosaik verziert.
Kein Fenster sah aus wie das andere. Individualität war zum Recht und zur Pflicht jedes Bewohners geworden. In Wien erzielte die Hundertwasserarchitektur große Aufmerksamkeit.
Ich erinnere mich an eine Episode, als Hundertwasser schon mein Lehrer an der Akademie der Bildenden Künste war: Er blätterte meine Zeichnungen durch und da gefiel ihm ein Blatt mit einem violetten Fenster so sehr, dass er mich darum bat diese Zeichnung mit nach Hause nehmen zu dürfen.
Er wollte sie in Ruhe betrachten. Ich ergriff die Gelegenheit und schlug vor, dass ich sie gerne gegen ein kleines Hundertwasserbild getauscht hätte.
Hundertwasser jedoch meinte, dass er keine Originale von seinen Werken besäße. Da schenkte ich ihm mein Bild mit dem violetten Fenster.
Professor Gustav Hessing, mein Meisterschullehrer an der Akademie der Bildenden Künste verstarb im Jänner 1981. Hundertwasser wurde als sein Nachfolger berufen.
Viele SchülerInnen der ehemaligen Meisterklasse Hessing waren nun nicht mehr willkommen. Sie mussten sich neue Lehrer suchen.
Ich hatte Glück. Hundertwasser mochte meine Arbeiten von Anfang an und so war mein Weiterkommen an der Akademie gesichert.
Jedoch das gewohnte Ambiente der Meisterklasse musste einem vereinheitlichendem Schwarz weichen. Sowohl die Staffeleien, die Jahrzehnte lang von vielen StudenInnen mit Ölfarbe versehen waren, als auch die Möbel, waren über Nacht schwarz gestrichen worden!
In der Mitte des Raumes gab es einen kaskadenartigen Wasserfall. Vor den hohen Fenstern, die uns davor viel Tageslicht garantierten, standen riesige Pflanzen. Diese Pflanzen mussten noch zusätzlich beleuchtet werden. Dies alles geschah ohne Absprache mit den StudentInnen. Hundertwasser hatte das alles angeordnet.
Oft kamen Anweisungen an uns Studierende mittels einer Sprachkasette, die er uns aus Neuseeland zukommen ließ. Ich beeilte mich mein Diplom zu bekommen. Und so war ich die erste Studentin, der von Hundertwasser das Diplom für Malerei überreicht wurde.
Großes Glück hatte ich bei der Diplomausstellung. Ich war davor nach Florenz abgereist. In meiner Abwesenheit wurden einige meiner Wachsbilder für die Ausstellung ausgesucht und mit stattlichen Preisen versehen. Bei meiner Rückkehr waren alle verkauft!